90 Minuten Zukunft
Haben Sie Lust, 90 Minuten in die Zukunft unserer Kirche zu investieren? Keine Sorge, dieser Artikel ist wesentlich kürzer! Aber ich möchte Sie einladen, mit uns über vier zentrale Zukunftsfragen ins Gespräch zu kommen. Ausgangspunkt unserer Überlegungen ist, dass unsere Kirche in den kommenden Jahren mit immer weniger hauptamtlichem Personal auskommen muss. Ähnliche Herausforderungen gibt es auch in der Wirtschaft. Dort wird oft wie folgt reagiert:
- das Angebot wird reduziert,
- Betriebe werden zusammengelegt und auf Synergieeffekte gehofft,
- und dem verbleibenden Personal wird mehr Arbeit aufgebürdet.
Auch in der Kirche können wir das ähnlich beobachten. Manche Reduktionen oder Konzentrationen sind dabei auch durchaus sinnvoll. Aber es kann und darf nicht sein, dass Kirche auf keine anderen „Lösungen“ kommt als auf diese. Kirche ist keine Organisation wie jede andere, sondern ihrem Wesen nach ein lebendiger Organismus: der Leib und die Familie Christi. Deshalb greifen die Ansätze der klassischen Organisationsentwicklung bei ihr oft zu kurz. Werden sie isoliert angewendet, werden die „Lösungen“ von heute leicht zu den Problemen von morgen.
In Hinblick auf eine Zukunft mit immer weniger Hauptamtlichen formuliere ich vier Thesen.
1. Die Zukunft unserer Kirchen und Gemeinden ist weniger eine Frage von Modellen und Methoden, sondern vielmehr ein geistlicher Prozess.
2. Kirchenrecht soll den Glauben und das Gemeindeleben fördern – als Ermöglichungsrecht, nicht als Hemmschuh.
3. Ehrenamt ist nicht die Notlösung, wenn Ressourcen knapp sind, sondern Gottes erster Gedanke für seine Kirche.
4. Neue Gemeindeformen haben das Potenzial, die Kirche von innen heraus zu erneuern – aber nur, wenn sie den Mut hat, ihr Selbstverständnis grundlegend zu ändern.
Am 23. Januar starten wir mit unserer vierteiligen digitalen Veranstaltungsreihe „90 Minuten Zukunft – Impulse für Gemeinden trotz weniger Hauptamtlicher“. Jeweils donnerstagabends von 19:00 bis 20:30 Uhr. Alle vier Abende haben etwas mit den von mir skizzierten Thesen zu tun.
Erstens: Die Zukunft unserer Kirchen und Gemeinden ist weniger eine Frage von Modellen und Methoden, sondern vielmehr ein geistlicher Prozess.
Zwar darf man das eine nicht gegen das andere ausspielen, aber es muss klar bleiben, wo hier die Priorität liegt. Wie aber lässt sich so ein geistlicher Prozess angesichts von Einsparzwängen und weniger Personal initiieren und durchführen? Diesem Thema widmen wir uns am ersten Abend: Geistlich vitale Gemeinden trotz weniger Hauptamtlicher (23. Januar 2025).
Referent des Abends ist Prof. Dr. Michael Herbst, emeritierter Professor für Praktische Theologie. Die Perspektive der gemeindlichen Praxis bringt Pfarrer Steffen Tiemann von der Auferstehungsgemeinde in Bonn ein.
Zweitens: Kirchenrecht soll den Glauben und das Gemeindeleben fördern – als Ermöglichungsrecht, nicht als Hemmschuh.
Darum geht es an unserem zweiten Abend: Juristisch tragfähige Gemeinden trotz weniger Hauptamtlicher (30. Januar 2025).
Kirchenrecht ist naturgemäß träger als die Herausforderungen, die es begleiten soll. Welche Freiräume eröffnet es dennoch? Wo kann ein „ziviler Ungehorsam“ konstruktiv sein? Und welche Änderungen braucht es, damit Gemeinden trotz weniger Hautamtlicher lebens- und überlebensfähig bleiben und eigenständig wesentliche Aufgaben übernehmen können?
Kirchenrechtler Dr. Hans Tjabert Conring (EKvW) und Pfarrerin Alexandra Battenberg (Schwechat) beleuchten das Spannungsfeld zwischen geltendem Recht und Reformbedarf.
Drittens: Ehrenamt ist nicht die Notlösung, wenn Ressourcen knapp sind, sondern Gottes erster Gedanke für seine Kirche.
In Deutschland arbeiten im weltweiten Vergleich außerordentlich viele Menschen hauptamtlich in der Kirche. Das ist zweifellos ein großer Segen. Es wird aber zum Verhängnis, wenn wir darüber jenes „allgemeine Priestertum der Gläubigen (der Getauften)“ vergessen, das Martin Luther so wichtig war. Diesem Thema widmet sich der dritte Teil unserer Serie: Personell gut aufgestellte Gemeinden trotz weniger Hauptamtlicher (6. Februar 2025).
Dabei steht die Förderung von Ehrenamtlichen, Leitungsaufgaben zu übernehmen, im Fokus. Impulsgeber ist Markus Weimer, Dekan in Konstanz, während Gerold Vorländer von der Berliner Stadtmission praktische Beispiele liefert.
Und viertens: Neue Gemeindeformen haben das Potenzial, die Kirche von innen heraus zu erneuern – aber nur, wenn sie den Mut hat, ihr Selbstverständnis grundlegend zu ändern.
Viele hoffnungsvolle Neuaufbrüche scheitern an der mangelnden Bereitschaft des Systems, diese Ansätze aufzunehmen, zu fördern und ins große Ganze zu integrieren. Dadurch aber werden nicht nur die neuen Impulse zunichtegemacht, sondern auch die Kirche als Ganzes beraubt sich der Chance, sich von innen heraus zu erneuern. Am vierten und letzten Abend unserer Reihe geht es um Kirchlich wegweisende Gemeinden trotz weniger Hauptamtlicher (13. Februar 2025).
Kirchenrat Axel Ebert, Leiter der Missionarischen Dienste in Baden, beleuchtet, wie neue Gemeindeformen nachhaltig wirken und die Kirche erneuern können. Ann-Sophie Wetzer, Kreispfarrerin für den Kirchenkreis Torgau-Delitzsch, ergänzt die Diskussion mit praxisnahen Beispielen.
Jeder Abend beginnt mit einem kurzen geistlichen Impuls und bietet Raum für Rückfragen und Austausch. Habe ich Ihr Interesse geweckt? Dann freue ich mich, wenn wir uns im Januar oder Februar für 90 Minuten sehen.