Die 1. Digitalen FuckUp Stories der EKBO

Von Paula Nowak

Wir holen das Scheitern aus der Tabuzone, direkt auf die Bühne

Überall hört und liest man „Wir brauchen dringend eine neue Fehlerkultur!“. Dabei sind die meisten Unternehmen wie auch Kirche von einer konstruktiven Fehlerkultur immer noch meilenweit entfernt. Manchmal wirkt es fast so, als sei die beschworene Kultur des Scheiterns eher ein Lippenbekenntnis.

Vielleicht ist es auch gar nicht so einfach, diese neuen Veränderungsprozesse in unseren beruflichen Alltag zu integrieren? Vielleicht bedeutet es mehr Umwälzung als uns lieb ist?

Alles begann mit einem Beitrag auf Instagram

Am 06.11.2020 fanden die ersten digitalen FuckUp Stories der EKBO statt. Alles fing an mit einem Instagram-Post, wo ich über verschiedene Start-up-Potentiale im Raum Kirche nachgedacht habe. Das war für die #digitalekirche Community offenbar sehr inspirierend. Besonders die Themen „Scheitern“ und „FuckUp Nights“ wurden lebhaft online diskutiert.

Scheitern kommt überall vor: Im Beruf, in der Kommunikation, in Kirche und im Privatleben. Jedoch wird oft die Erfahrung gemacht, dass Scheitern etwas ist, wofür man sich schämen muss. Kaum jemand spricht wirklich öffentlich darüber. Das wollten wir ändern!

In kürzester Zeit formierte sich ein bunt gemischtes Team. Alle Teammitglieder kamen aus dem Gebiet der EKBO, jedoch aus verschiedenen beruflichen Kontexten. Gemeinsam hatten wir die Frage, wie wir das Scheitern in unserer Landeskirche etablieren können. Herausgekommen sind dann die ersten digitalen FuckUp Stories EKBO!

Das Fehlen von strukturellen Grenzen hat unheimlich viel Kreativität freigesetzt!

Diese Form der digitalen Kollaboration (getroffen haben wir uns tatsächlich kein einziges Mal kohlenstofflich) und das Fehlen von strukturellen Grenzen haben unheimlich viel Kreativität freigesetzt!

Wir haben gemeinsam festgestellt: Instagram verbindet und befördert Innovation. Neben dem konkreten Inhalt „Fehlerkultur“ haben wir viel über Networking gelernt, über Chancen aber auch Herausforderungen agiler, digitaler Teamzusammenhänge.

Das Internet kennt keine (Landeskirchen-) Grenzen

Auch bei den Teilnehmenden war dieses Phänomen zu bemerken. Das Internet kennt keine (Landeskirchen-) Grenzen. Besonders gefreut hat uns daher die überregionale Teilnahme und das Zusammenbringen von Menschen aus ganz unterschiedlichen kirchlichen und nichtkirchlichen Zusammenhängen.

Am Veranstaltungsabend waren sechs Speaker*innen aus vielen Teilen Deutschlands eingeladen, um über das Thema Scheitern im privaten und beruflichen Kontext zu sprechen. Sie alle teilten in vertrauensvoller Atmosphäre Geschichten von Misserfolgen, den sogenannten FuckUps und kamen darüber mit den Teilnehmenden ins Gespräch.

„Ich bin in meinem Scheitern nicht allein“

Das Feedback am Ende des Abends war sehr eindeutig. Für viele war es befreiend, darüber zu sprechen und zu merken, „Ich bin damit nicht allein“.

Meiner Einschätzung nach, bedeutet eine gute Fehlerkultur Ehrlichkeit und bedingt damit einen respektvollen Umgang miteinander. Ein Team, das dieselben Werte teilt, mit- und nicht gegeneinander arbeitet und dabei stets ein gemeinsames Ziel verfolgt, ist deshalb Grundvoraussetzung.

Einen Gedanken finde ich dabei spannend: Wir haben als Team viel ausprobiert, vieles zum ersten Mal im Rahmen dieser Veranstaltung durchgeführt.

Geht es neben der Fehlerkultur nicht auch um eine Experimentier-Kultur?

Einen Spirit, der das Experimentieren und damit das Scheitern nicht nur zulässt, sondern sogar fördert und begrüßt? Mir scheint es so!

Keine Held*innengeschichten

Und trotzdem sollten unsere kirchlichen Scheitergeschichten nicht zwangsläufig Held*innengeschichten sein. Nicht aus jedem Scheitern resultiert ein Erfolg. Wir wollten keinen Druck erzeugen, auch noch im Scheitern perfekt zu sein.

Es kommt darauf an, im Versagen nicht allein zu sein. Wichtig ist eine Vertrauenskultur, die die Verarbeitung von Niederlagen fördert. Fehler zulassen, zuhören, füreinander da sein.

Eigentlich sind es diese wertschätzenden Aspekte, die oft in beruflichen Zusammenhängen fehlen und die meiner Meinung nach der Grund für den Erfolg dieser 1. Digitalen FuckUp Stories der EKBO waren.

So geht es 2021 mit den FuckUp Stories weiter

Das Team der FuckUp Stories EKBO möchte auch 2021 weitermachen. Am liebsten „kohlenstofflich“ mit den FuckUp Stories der Speaker*innen, guter Musik und viel Raum zum Netzwerken. Wenn das coronabedingt nicht umsetzbar ist, erinnern wir uns einfach an die Worte einer Teilnehmerin vom 06.11.2020:

„Eine Zoom-Sitzung mit so viel Vertrautheit und Offenheit habe ich noch nie erlebt. Da wird digitaler Raum plötzlich ganz warm und gemütlich. So wünsch ich mir EKBO und digitale Kirche allgemein!“

Wir haben erlebt: Nähe geht trotz Social Distancing!

Das Team

Paula Nowak (AKD:Berlin), Maike Schöfer, Simone Lippmann-Marsch (Vikarinnen), Phillip Angelina (Religionslehrer), Lioba Dietz, Andreas Erdmann, Andrea Kuhla (Pfarrer*innen), Anna-Franziska Pich (Diakonin)

Titelbild: Maike Schöfer