„Für mich besonders ist der Heilige Abend in unseren stationären Hospizen“

Von Louisa Gallander

Interview

mit David Heuckeroth, Theologischer Vorstand der Stiftung Herrnhuter Diakonie

Hallo David! Als Theologischer Vorstand der Diakonie in der Weihnachtssternstadt Herrnhut hast du sicherlich eine besondere Verbindung zum Herrnhuter Stern, der weltweit als Symbol für Licht und Hoffnung gilt. Wie wird in Herrnhut der besondere Glanz der Weihnacht spürbar?

David: Herrnhut ist in der Adventszeit wirklich besonders schön. Sterne leuchten an allen Ecken und Enden. In manchen Häusern sieht man in jedem Fenster einen. Besonders sind dabei auch die selbstgebastelten Varianten. Im Kirchensaal hängt beispielsweise ein Exemplar mit über 100 Zacken. Der Stern wurde von der Gemeinde gemeinsam gebastelt und leuchtet während der Gottesdienste und Versammlungen. Er drückt für mich besonders gut die Gemeinschaft und Verbundenheit aus, die wir Menschen im Advent zwischen uns und in Beziehung zu Gott spüren können.

»Vor über 180 Jahren im Schoß der Herrnhuter Brüdergemeine entstanden, gilt der Herrnhuter Stern als Ursprung aller Weihnachtssterne.«

Welche spirituellen Angebote macht die Herrnhuter Diakonie ihren Klientinnen, Bewohnern und Mitarbeitenden während der Adventszeit?

David: Wir feiern in unseren Häusern regelmäßig Andachten. Auch die Gottesdienste aus dem Kirchensaal werden in unsere Häuser übertragen. Im Advent gibt es zusätzlich in allen Bereichen Adventsfeiern mit Bewohnerinnen und Klienten und natürlich auch für Mitarbeitende. Unsere Förderschule trifft sich beispielsweise mit Gymnasium und Mittelschule zum gemeinsamen Adventssingen. Für mich besonders ist der Heilige Abend in unseren stationären Hospizen. Dort feiere ich gemeinsam mit Bewohnern, Angehörigen und Mitarbeitenden die Christvesper.

Gab es im vergangenen Jahr einen besonderen Moment, in dem dir in der Begegnung mit Menschen in euren Einrichtungen ein Licht aufgegangen ist?

David: In einer unserer Einrichtungen für Menschen mit Behinderung sind leider im letzten Jahr drei Bewohner und der Bereichsleiter gestorben. Zu vier Anlässen haben wir uns also auf dem Friedhof versammelt und Abschied nehmen müssen. Eindrücklich fand ich zu sehen, wie tief die Verbundenheit unter den Bewohnern und zu den Mitarbeitenden ist: es wurde viel geweint und getrauert. Und dennoch stand genauso die dankbare Erinnerung an die gemeinsamen Zeiten und die Freude über das gemeinsam Erlebte im Fokus. Der direkte Zugang zu den eigenen Empfindungen und der Ausdruck der eigenen Gefühle und Gedanken unserer Bewohnerinnen und Bewohner hat mich beeindruckt und inspiriert.

Gerade in der Weihnachtszeit sehnen sich viele ältere oder alleinstehende Menschen nach Gemeinschaft. Welche Angebote macht die Herrnhuter Diakonie, um diesem Bedürfnis gerecht zu werden?

David: Das Motto der Herrnhuter Diakonie lautet „Gemeinschaft leben“. Wir versuchen in und mit allen unseren Angeboten, Gemeinschaft zu ermöglichen und Menschen zusammenzubringen. In unserem stationären Altenpflegeheim gibt es neben den engagierten Mitarbeitenden zum Glück auch zahlreiche Ehrenamtliche, die gerne mit Bewohnern Zeit verbringen. Und besondere Angebote macht unsere Tagespflege. Wir nehmen beispielsweise am lebendigen Adventskalender der Gemeinde teil und laden zum gemeinsamen Basteln und Singen ein.

Seit einigen Monaten haben wir außerdem ein „Plauderstündchen“ für pflegende Angehörige, das Austausch und Begegnung ermöglicht. Für unsere Schülerinnen und Schüler ist der Adventsbasar ein Highlight: tolle selbstgebastelte und gestaltete Dinge werden hier verkauft und ziehen viele Besucher an. Zu allen Gemeinschaftsaktionen gehört für uns das gemeinsame Singen. Ich finde, nichts schafft so schnell Verbundenheit und Gemeinschaft, wie gemeinsames Musizieren.

Hast du einen Tipp für Diakonie-Mitarbeitende, die noch nach einem passenden Format suchen, um mit den Menschen in ihren Einrichtungen Advent und Weihnachten zu feiern?

David: Meine Grundbausteine für eine Andacht zu Advent und Weihnachten sind Musik und Licht. Viel mehr braucht es oft gar nicht. Die Advents- und Weihnachtslieder können viele mitsingen und sie sind voll der hoffnungsvollen Botschaft, dass Gott zu uns kommt und Mensch wird. Das Licht von Kerzen und Sternen tut in der dunklen Jahreszeit einfach gut und zeigt uns Gottes Nähe. Und wer einen Vorschlag für einen Ablauf braucht, dem kann ich natürlich die Kurzandacht von midi wärmstens empfehlen!

Vielen Dank für das Gespräch!