Selbstwirksamkeit entdecken und entfalten

Von Dr. Klaus Douglass

Eins der Hauptziele unserer Arbeitsstelle midi ist es, Menschen, die in Kirche und Diakonie aktiv sind, zu helfen, in die Selbstwirksamkeit zu kommen. Denn wir können noch so aktiv sein – wir sind deswegen noch nicht unbedingt wirksam. Wir können mitunter den lieben langen Tag ganz viel tun und machen und rödeln und dennoch den Eindruck haben, dass wir dabei nichts bewirken. Viele unserer Aktivitäten sind einfach nur Ausweis dessen, dass wir gut „funktionieren“ und das System bedienen.

Der Begriff der Selbstwirksamkeit hingegen beschreibt das Gefühl:

„Das, was ich tue, macht Sinn. Ich mache einen Unterschied. Ich bewirke etwas Positives. Ich kann meine gottgegebenen Gaben sinnvoll einsetzen. Ich tue nicht nur das, was aufgrund der äußeren Verhältnisse von mir verlangt wird, sondern es entspricht meiner persönlichen Berufung.“

Das ist heute leider häufig nicht mehr der Fall. Gott sei Dank bestätigen Ausnahmen diese traurige Regel, aber ich treffe nahezu wöchentlich Menschen, die mir sagen: „Ich arbeite unglaublich viel. Ich ‚funktioniere‘ gut innerhalb des Systems. Aber ich habe nicht den Eindruck, das zu tun, was ich eigentlich tun will und wozu Gott mich geschaffen hat.“

Darum ist „Selbstwirksamkeit“ ein wichtiges Thema bei midi: weil wir Menschen helfen wollen, nicht nur irgendwelche äußeren Vorgaben abzuarbeiten, sondern aus der eigenen Berufung und dem eigenen Innersten heraus zu wirken und dabei auch etwas zu be-wirken.

Fromme Einwände

Nun kann man sich natürlich fromm zurücklehnen und sagen: „Hauptsache ist doch, dass wir überhaupt wirken! Ob wir damit etwas be-wirken, überlassen wir dem lieben Gott.“ Aber das halte ich für keinen guten Vorschlag. Das funktioniert kaum irgendwo im Leben.

Stellen Sie sich vor, jemand sagt: „Hauptsache, ich rühre irgendwelche Zutaten zusammen. Ob daraus ein Kuchen wird, überlasse ich dem lieben Gott.“ Das klänge zwar fromm, wäre es aber nicht wirklich. Denn so funktioniert das Leben nicht – auch nicht das geistliche Leben. Und auch den Einwand, es käme für uns Christen und Christinnen nicht darauf an, selbst wirksam zu werden, sondern den lieben Gott wirken zu lassen, kann ich nicht akzeptieren.

Der Gott der Bibel fordert die Menschen von der ersten bis zur letzten Seite auf, wirksam zu werden.

Gottvertrauen und Selbstwirksamkeit widersprechen sich darum nicht, sondern bedingen einander. Wir sollen nicht nur irgendwie, sondern wir sollen klug handeln. Und wir sollen liebevoll handeln, das heißt nicht nur aus guter Absicht heraus, sondern so, dass unser Handeln etwas Positives bei anderen Menschen bewirkt.

In der Wirkungsforschung unterscheidet man gerne zwischen „Output“ und „Outcome“.

Wir haben in Kirche und Diakonie oft einen enormen Output: Gremien und Sitzungen, Positionspapiere und theologische Stellungnahmen, Gruppen und Kreise, Tagungen und Veranstaltungen, Flyer und Internetbotschaften, Gottesdienste und Kasualien, Seelsorgegespräche und Pflegeleistungen und vieles andere mehr.

Aber was erreichen wir damit? Was ist bei all diesem Output der Outcome? Was bewirken wir bei den vielen Menschen, die wir mit unserem Output erreichen?

Das ist eine Frage, die wir uns auch bei midi immer wieder stellen. Wir bieten Tagungen und Veranstaltungen an, produzieren Tools und Arbeitshilfen, wir coachen und begleiten Verantwortliche in Kirche und Diakonie.

Wir wirken viel, aber be-wirken wir auch etwas?

Natürlich lässt sich das nicht bis ins Letzte hinein ausloten. Manche Saat geht erst Jahre später auf – völlig unverhofft. Aber das ist nicht die Regel. Wir müssen es nicht allein unserem Gefühl überlassen, ob wir auf einem guten Wege sind. Outcome lässt sich ebenso messen wie Output.

Aber haben wir den Mut dazu? Und sind wir bereit, daraus die nötigen Konsequenzen zu ziehen? Nicht nur der liebe Gott, auch unsere eigene Seele wird es uns danken. Denn wir alle wollen nicht nur wirken, sondern etwas be-wirken.

Eine der besten Tagungen des Jahres

Ich möchte Ihnen Lust machen auf unsere (digitale) Frühjahrstagung am 6. und 7. Mai, die sich genau mit diesem Thema beschäftigen wird: „Glaubt an Euch: Selbstwirksamkeit entdecken und entfalten.“

Die Unternehmensberaterin, Aufsichtsrätin, Podcasterin und Buchautorin Ana Hoffmeister wird uns eine Einführung in das Prinzip der Selbstwirksamkeit geben – nebst einigen Hilfestellungen, wie wir (wieder) dahin kommen. Ich selbst werde auf der Tagung noch einmal vertiefen, was der Glaube an Gott mit dem Glauben an uns selbst zu tun hat.

Der Pfarrer und Bestsellerautor Jonas Goebel wird uns zeigen, wie er und sein Team es schaffen, eine ebenso vielfältige wie ungewöhnliche Gemeindearbeit aufzubauen, ohne dabei auszubrennen („Jesus, der Akku ist leer“). Der neue Präsident der Diakonie, Rüdiger Schuch, wendet das Tagungsthema auf die diakonische Praxis an: „Glaubt an euch! – Zur Frage nach der Selbstwirksamkeit in der Diakonie“.

Und der spirituelle Lehrer und katholische Theologe Pierre Stutz wird uns unter dem Thema „Geh hinein in deine Kraft“ in die Lebenskunst einführen, sich nicht verbiegen zu lassen durch die Meinungen anderer oder berufliche Zwänge.

Darüber hinaus werden wir über 20 hochkarätig besetzte Workshops anbieten, die Ihnen nicht nur etwas über Selbstwirksamkeit erzählen, sondern Sie selbst in die Selbstwirksamkeit bringen werden. Ein „Wellness-Paket für die Seele“ – Musik, Segensworte und einige kurze spirituelle Übungen der evangelischen Theologin und Yogalehrerin Sarah Dochhan – runden das Programm ab.

Es geht uns darum, über den Zusammenhang von Selbstwirksamkeit und Spiritualität nicht nur nachzudenken, sondern ihn auch ganz praktisch zu erleben. – Ich bin super gespannt! Es wird eine der besten Tagungen des Jahres 2024, das verspreche ich Ihnen! Und ich freue mich riesig darauf. Noch mehr würde mich tatsächlich freuen, Sie dort zu treffen.